Neue Kommunikation in der Politik?


„Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch.“ 

Das sagte Joschka Fischer 1984 als Bundestagsvizepräsident zu Richard Stücklen, nachdem dieser Christa Nickels das Mikrofon abgedreht hatte.

Solche gewaltigen Sätze sind natürlich immer polarisierend.

Anders ist es bei unserer Kanzlerin Angela Merkel. Sie würde sich zu diesen Äußerungen nie hinreißen lassen, denn sie neigt zu umständlichen Satzkonstruktionen, die zu lang, zu kompliziert und eher unverständlich sind. Die Wirkung und die Kraft geht so verloren.

Wenig Emotionen und viele Fakten führen dazu, dass wenig im Kopf hängen bleibt. Wenn das Ziel einer Rede das ist, dass alle Zuhörer sich wohl fühlen, dann fühlt sich keiner angesprochen.

Wie sieht es denn mit Friedrich Merz aus? Mit festem Blick hält der hervorragende Redner Merz seine Zuhörern im Bann. Dieses untermauert er mit seiner klaren und sehr deutlichen, sowie gut verständlichen Stimme. Zu seiner Redekunst gehören rhetorische Fragen, Aufzählungen und Wortspiele.

Horst Seehofer ist der Provokateur unter den politischen Rednern. Seine bildhafte, schlagkräftige Sprache bleibt im Kopf. Er spricht sehr oft in Steigerungen, bei dem der Zuhörer mit geht. Das steht oft im Voraus zu einem Aufruf zu klaren Handlungen. Die Absicht seiner Rede hat er klar im Focus.

Es ist schwierig, in der politischen Welt eine gute Rhetorik zu haben. Die Bandbreite der Zuhörer ist sehr breit gefächert und macht es schwierig, viele zu begeistern. Klug, unterhaltsam, einprägend und aussagekräftig, aber ohne zu viel zu versprechen. Momentan wollen alle alles erneuern. Das Wort Erneuerung wird in den letzten Wochen etwas überstrapaziert. Wenn die Wörter Aufbruch und Erneuerung genannt werden, so bitte auch in einem Kontext und mit einer Begeisterung, die ansteckend ist.

Sonst hört irgendwann niemand mehr zu und es wird zu einer leere Worthülle.


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