Nach meinem letzten Vortrag über die gewaltfreie Kommunikation kam im Anschluss ein Teilnehmer auf mich zu und sagte zu mir: “ Frau Siegmund, dass haben Sie sehr gut gemacht. Es war ein toller Vortrag. Super!“
Spontan freuen wir uns, wenn wir ein Lob erhalten oder aussprechen. Damit möchten wir dem anderen sagen, dass wir seine Arbeit oder seine Person wertschätzen. Wir alle möchten Anerkennung und Wertschätzung erfahren. Dadurch steigert sich unser Engagement und unsere emotionale Bindung zum Unternehmen. Die Produktivität und die Rentabilität steigt und somit die Wertschöpfung. Was passiert allerdings bei einem Lob. Wir urteilen darüber, ob jemand die Arbeit gut oder schlecht gemacht hat. Damit stellen uns über ihn. Wer loben darf, darf auch tadeln.
Ein Lob auszusprechen hat nichts mit Wertschätzung zu tun.
Wenn Sie zu Ihrem Gesprächspartner sagen, dass haben sie gut oder schlecht gemacht, dann geben Sie eine Bewertung ab und urteilen von oben, was richtig oder falsch ist. Sie handeln hierarchisch und kommunizieren nicht auf gleicher Augenhöhe, sondern stellen sich über den Gesprächspartner und gehen somit in die trennende Kommunikation. „Das haben Sie gut gemacht. Weiter so.“ Dieser Satz werden Sie selten zwischen Kollegen hören oder das er zu einem Vorgesetzten gesagt wird. Er erfolgt immer zu unterstellten Personen. Das Lob wird als Antrieb genutzt, um noch bessere Leistung zu erhalten. Es ist Mittel zum Zweck.
Die Abhängigkeit bei einem Lob/Bewertung von gut und schlecht führt dazu, dass das Eigenständige und selbstsichere Arbeiten beschnitten wird, da die Angst besteht, in Zukunft nicht den Ansprüchen gerecht zu werden.
Sie möchten jemanden sagen, dass Sie mit seiner Arbeit zufrieden sind und ihm Wertschätzung geben. Gehen Sie den Weg der gewaltfreien Kommunikation und benennen Sie genau, was Sie beobachtet haben und warum Sie mit seiner Leistung zufrieden sind. „Wenn ich sehe, dass du sehr konzentriert die Aufgabe erledigst (Beobachtung), dann bin ich sehr glücklich (Gefühl), denn mit ist es wichtig, dass wir im Betrieb sehr zuverlässig und genau arbeiten (Bedürfnis).“ Statt einer Bitte sprechen Sie jetzt Ihren Dank aus. „Danke für diese gewissenhafte Arbeit“.
Nachdem ich von meinem Seminarteilnehmer ein Lob gehört hatte, fragte ich Ihn, was er denn so „Super“ fand. Ich wollte damit sein Lob in Wertschätzung übersetzen. Die gewählte Kommunikationsform lässt machmal nicht vermuten, dass unser Gesprächspartner uns echte Wertschätzung geben möchte. Er sagte: „Ich fand es klasse, dass Sie so klar und anschaulich die gewaltfreie Kommunikation vermittelt haben. Ich habe viel gelernt und bin sehr zufrieden, denn ich kann es in meinen beruflichen Alltag sehr gut anwenden. Dafür möchte ich Ihnen danken.“
Ich war sehr glücklich über diese Aussage und habe mich für seine Wertschätzung bedankt. Nun freue ich mich auf mein nächstes Seminar und den kommenden Vortrag um so mehr.