Die Feiertage sind vorbei. Nach dem Weihnachtsurlaub beginnt für viele von uns wieder die Arbeit im Büro. Da kann es schon mal passieren, dass einige Kollegen zu lange und zu viel von privat erlebten Ereignissen berichten. Manchmal interessieren sie jedoch nicht und sind irrelevant. Aus Höflichkeit wird dies jedoch verschwiegenen und eine Art Zuhören zumindest vorgetäuscht. Viel wichtiger ist einem eigentlich, der eigenen Arbeit nach zu gehen und sie pünktlich und gewissenhaft zu erledigen.
Abends zu Hause kann daraus folgender Dialog entstehen:
A: „Wie ich schon vermutet habe, Kim hat heute wieder so viele private Dinge aus dem Weihnachtsurlaub erzählt, dass es mich total genervt hat. Ich wollte meine gesetzten Termine erledigen und hatte so viel zu tun. Der Monolog von ihr hörte einfach nicht auf. Ich bin fast ausgerastet. Sie nervt total mit ihrem Erzählen von privaten Dingen“.
B hat schon Ratschläge und Lösungen parat und möchte diese am liebsten sagen.
Da wären zum Beispiel Vorschläge wie: „Dann sag es ihr doch, dass sie nervt und du keine Zeit hast. Das geht doch so nicht.“ Oder „Geh doch einfach weg. Lass sie stehen“ oder „ Das hast du gar nicht nötig, dich so zu texten zu lassen.“
Nach einer kurzen Pause und innehalten entscheidet sich B jedoch dafür, dass er einfühlsam zuhört.
B: „ Wenn Kim nicht im Gespräch zu stoppen ist und so viele private Dinge erzählt, fühlst du dich dann hilflos und findest keinen Weg, diesen Redefluss zu unterbrechen?“
( B geht auf das Gefühl von A ein)
A: „ Sie nervt total. Diesen Redefluss kann keiner stoppen und ich kann mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren und komme unter Zeitdruck“.
B: „ Dir ist also deine Arbeit sehr wichtig und du möchtest sie ohne Fehler und gut erledigen?“ ( Eingehen auf das Bedürfnis)
A: „ Na sicher, denn sonst habe ich mich vor meinen Vorgesetzten zu rechtfertigen. Das möchte ich nicht und Kim will ich nicht vor den Kopf stoßen und sagen, dass sie ruhig sein soll.“
B: „ Dir ist Kim wichtig und auch deine Arbeit. Richtig?“ (Bedürfnis formulieren)
A: „Ja, so ist es. Ich möchte beidem gerecht werden“
B: „Lässt sich denn beides irgendwie verbinden?“ (Bedürfnis fragen)
A: „ Ich werde ihr morgen sagen, dass sie mir wichtig ist und dass mir die gewissenhafte Erledigung meiner Arbeit auch am Herzen liegt. (Beobachtung) Ich fühle mich aber geladen, wenn ich ihr nicht die volle Aufmerksamkeit schenken kann und meiner Arbeit auch nicht (Gefühl).Beides ist mir jedoch sehr wichtig. (Bedürfnis). Dann werde ich ihr morgen vorschlagen, dass ich erst meine Arbeit erledige und dann gerne einen Kaffee mit ihr trinken gehe. Dann bin ich entspannt und kann ihr wirklich zuhören“. (Bitte)
B: „Das hört sich sehr gut an und sie wird es bestimmt verstehen.“
In der Gewaltfreien Kommunikation löst sich vieles auf, wenn die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation langsam gegangen werden. Wertfreies Beobachten, Gefühl wahrnehmen, Bedürfnis benennen und die Bitte äußern. Dann ist es auch für den Gesprächspartner leichter, das Verhalten zu verstehen.
Ich wünsche uns allen für die nächsten Tage, dass wir die schönen Erlebnisse unserer Kollegen erfahren ohne dass die effektive Arbeit vernachlässigt wird.